Die Bilanz nach einem Jahr EU-DSGVO fällt gemischt aus. Immerhin: zwei von drei (67 Prozent) EU-Bürgern kennen die Europäische Datenschutzgrundverordnung. Das ergab eine Eurobarometer-Umfrage. Kritik kommt von Unternehmen und Verbänden. Laut einer Mitgliederbefragung des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft (BDW) spürten die Unternehmen deutlich die negativen Auswirkungen der DSGVO.
Die Resonanz auf die EU-DSGVO war und ist weiterhin positiv. 67 Prozent der Befragten einer Eurobarometer Umfrage sind sicher Verordnung bewusst. Zudem wissen 57 Prozent der an der Umfrage teilnehmende Personen, dass in ihrem Land Behörden existieren, die für den Datenschutz zuständig sind. Verglichen mit den erhobenen Daten im Jahr 2015 sei somit ein Anstieg von 20 Prozent zu verzeichnen, so die EU-Kommission. „Die Menschen werden sich immer bewusster – und das ist ermutigend“, äußerten sich zu den Ergebnissen in einer gemeinsamen Stellung die EU-Justizkommissarin Vera Jourová, sowie der Kommissar für den digitalen Binnenmarkt Andrus Ansip.
Die neue Datenschutz-Grundverordnung sorgt bei vielen Unternehmen für Probleme
Kritik kommt aus der Wirtschaft. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) gab die Ergebnisse einer Mitgliederbefragung bekannt. Demnach gibt es erhebliche Nachteile für die Unternehmen durch die DSGVO. 39 Prozent der 237 befragten BVDW-Mitglieder geben an, Umsatzeinbußen zu haben. 32 Prozent der Befragten schränkten nach Inkrafttreten der DSGVO zudem ihre digitalen Aktivitäten ein. Die neue Datenschutz-Grundverordnung hätte vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmen vor großen Herausforderungen gestellt, so der Digitalverband Bitkom.
Digitaler „Frühjahrsputz“
Die Leiterin der Datenschutzbehörde in Luxemburg Tine Larsen bezeichnet die Veränderungen auf Unternehmensebene als „eine Art Frühjahrputz“. „Es überrascht mich, wenn sich Unternehmen jetzt beklagen, denn Datenschutz und Datensicherheit sind nicht erst mit der DSGVO geschaffen worden.“ Die Prinzipien seien die gleichen wie zuvor. „Eigentlich hätten sich die Firmen schon vor vielen Jahren darum kümmern müssen.“.
DSGVO-Stichtag
„Eines würde ich heute anders machen“, sagte die ehemalige EU-Kommissarin Viviane Reding, die 2012 den ersten Entwurf zur europäischen Datenschutz-Grundverordnung vorgestellt hatte. „Ich würde den Marktteilnehmern keine zweijährige Übergangsfrist mehr einräumen.“ Erst kurz vor Ende der Übergangsfrist zur Umsetzung der DSGVO hätten die Unternehmen sich mit dem Thema auseinandergesetzt. „Zwei Jahre ist nichts passiert.“, so Reding. „Dann lieber Panik sofort, dafür aber auch den Datenschutz sofort.“
Im letzten Jahr wurden über 144.000 Datenschutz-Beschwerden registriert, berichtet die Informationsplattform INTERNET WORLD. In der Mehrzahl dieser Datenschutzfälle geht es um Verkaufsversuche am Telefon, Mails mit Werbecharakter oder Videoüberwachung.
Quelle: Internet World